Ania Losinger – Xala III (elektroakustischer, tanzend bespielter Klangkörper), Effekte
Mats Eser – Fender Rhodes, Percussion, Effekte
Field Recording: Porto Sa Ruxi (39°07’47.7″N 9°27’12.3″E)
WATER PIECE handelt von einem Ort. Gleichzeitig auch von einem Zustand. Ankommen und Loslassen im ewigen Kreislauf.
Es ist ein Ort der Kindheit und des Sterbens.
Eine Bucht im Süden Sardiniens, umgeben von Sanddünen, mediterranen Pflanzen und rundgewaschenen Granitfelsen.
Sehnsucht und Erfüllung.
Es ist Winter, es ist einsam. Zeit, sich zu erinnern. In den Norden sinken. Schlafen.
Salz im Wind. Unendliches Rauschen. Ein kontinuierliches Kommen und Gehen von Wasser.
Die Instrumente
Ania Losingers Xala III ist ein Unikat und die dritte Ausführung der Erfindung XALA. Sie ist im Gegensatz zu ihren rein akustischen Vorgängermodellen elektroakustisch. Jede Klangplatte aus Holz und Metall ist mit einem Kontaktmikrofon bestückt, jeder gespielte Ton gelangt auf ein Mischpult und wird mit Effekten versehen. In WATER PIECE verwendet Ania Losinger erstmals Field Recordings. Aufnahmen von Wasser verarbeitet sie zu einzelnen Sounds, die wie die anderen Effekte in die Musik eingeflochten werden.
Mats Eser verwendet für die neue Produktion WATER PIECE ein Original Suitcase Fender Rhodes von 1973 und ergänzt die elektronisch bearbeiteten Klänge mit akustischen Perkussionsinstrumenten.
Ania Losinger und Mats Eser
„… Losinger und Eser lassen Rhythmus Klang werden und reüssieren auf faszinierende Weise im Moment der Reduktion, der Entlastung. Die Leichtigkeit und Poesie, in welcher die polyrhythmisch-repetitiv organisierten Strukturen sich zeigen, lassen das motorische Moment in den Hintergrund treten. Stets in Bewegung, symmetrisch und dennoch amorph, trägt und berührt einen diese persönliche, zutiefst unprätentiöse Musik im Innern…“
Ania Losinger, Tänzerin und Musikerin, tanzt und spielt auf dem ersten Bodenxylophon der Welt – Xala. Sie entwickelt dieses Unikat 1998/99 zusammen mit dem Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern. Die Xala ist ein Klangobjekt aus Holz- und Metalltönen. Tanzend wird sie zum Klingen gebracht; mit Flamencoschuhen und menschenhohen Stöcken. Heute existieren drei, sich in Grösse und Klangfarbe unterscheidende Xalas. Diese Erfindung ermöglicht eine vollkommene Verschmelzung von Musik und Tanz.
Mats Eser bewegt sich mit seiner Tätigkeit als Musiker, Komponist und Produzent in einem breiten stilistischen Spektrum. Sein besonderes Interesse gilt dem Reichtum der perkussiven Klänge und der Kunst, sie musikalisch in Szene zu setzen. Als Multi-Instrumentalist kreiert er mit Marimba, Vibraphon, Fender Rhodes, Drums, selbst entwickelten Glasinstrumenten, erlesenen Becken und asiatischen Gongs immer neue und überraschende Klang-Mixturen. Die daraus entstehende Musik hat längst alle stilistischen Grenzen überschritten und berührt unmittelbar.
Die Live-Performance von WATER PIECE ist ein Dialog zwischen zwei Instrumenten und zwei Musikern, wo sich Freude mit Tiefe und kompositorische Vielschichtigkeit mit spielerischer Genauigkeit begegnen. Die Künstler verschmelzen in den Klangwelten, die sie live aufleben lassen und womit sie die Räume erfüllen. Dabei bespielt Ania Losinger ihre Xala nicht nur sondern wird selber Teil davon – eine archaische, gleichzeitig moderne Erscheinung von enormer energetischer Kraft.
Impressionen früherer Produktionen mit Xala III und Fender Rhodes
Wie Ania Losinger ihre eigene Gesamtkunst entwickelt
Auf lausigen Böden tanzte sie nicht gern. Auch wenn die Gitanas in Andalusien den Flamenco auf staubtrockner Erde oder holprigen Dorfplätzen ungeschönt zelebrieren – sie wollte ihm etwas anderes abgewinnen.
Sie beschloss, sich eine eigene Bühne zu bauen, unterlegte Metall, Teppichreste und andere Materialien, installierte Tonabnehmer, experimentierte.
Gern spricht die Tänzerin von einer «Fügung», die sie 1998 mit dem Instrumentenbauer Hamper von Niederhäusern zusammenführte. Sie träumte inzwischen von «einem akustischen Klangboden». Also entstand in enger Zusammenarbeit der beiden die erste Xala, ein 400 Kilogramm schweres, 4,5 Quadratmeter grosses Bodenxylophon, mit den Füssen bespiel- und betanzbar. Es eröffnete Ania Losinger eine neue Dimension und künstlerische Ära.
Die eigenwillige Künstlerin versteht sich grundsätzlich als Forscherin. Das muss sie auch, denn mit jedem Schritt, den sie auf ihrer Xala macht, betritt sie Neuland. Weltweit gibt es kein zweites solches Instrument und keine Zweite, die das komplexe Spiel darauf beherrscht. Hierin besteht Ania Losingers grosse Leistung: Auf diesem Klangboden, dieser eigens für sie konstruierten Xala, wovon es unterdessen je nach Projekt unterschiedliche Prototypen gibt, entwickelt sie ihre ganz eigene Gesamtkunst und erfindet sich laufend neu.
Auf viele wirkt diese Frau wie eine Amazone. Etwas Unbeugsames geht von ihr aus, so biegsam, ja geschmeidig ihr Körper auch ist. Ist sie Athletin oder Künstlerin? Musizierende Tänzerin oder tanzende Musikerin? «Mein Traum war es immer, Tanz und Musik gleichberechtigt in einer Person zu vereinen».
Losingers Ästhetik ist klar und geradlinig, ihre Bewegungen sind diszipliniert, ihr Blick verrät höchste Konzentration. Ist sie beim Tanzen und Spielen in Trance? «Trance würde ich es nicht nennen», antwortet sie, «eher einen Zustand äusserster Präsenz, wie ich ihn sonst nicht erreichen und erleben kann. Ich höre und registriere alles, was im Raum passiert, jeden einzelnen Ton, die Obertöne, Schwingungen, Resonanzen. Alles. Und alles gleichzeitig.»
Egal, wo Ania Losinger auftritt – solo in einem Jazzkeller, mit dem Berner Symphonieorchester im Casino, als Aschenputtel im konzertanten Kindertheater, mit Mats Eser auf Tour durch Europa, in New York oder Shanghai – immer ist sie ganz bei sich und entfaltet eine magische Wirkung, der sich niemand entziehen kann.
Berner Almanach
Kontakt
ania [at] anialosinger.com
info [at] matseser.com